2020-09 Deutsche Mittelgebirge


Eigentlich hatten wir es ganz anders geplant. Wir, in diesem Fall die beiden Martins und ich, wollten nach unserer gelungenen Norwegentour diesmal in Richtung Süden! Unser diesjähriges Ziel sollten die Pyrenäen sein.
Aber, in 2020 war eben vieles anders, und so blieben auch wir nicht von den Einschränkungen der Corona-Pandemie verschont. Vorausschauend hatten wir für alle Fälle einen "Plan B" in der Hinterhand. Und das war gut so! Als es feststand, dass sowohl die Gebiete in Spanien wie auch in Frankreich zum Risikogebiet ernannt wurden, konnten wir schnell umschalten.

 

Somit starteten wir dann bei strömenden Regen zu unserem Treffpunkt am "Drügen Pütt" bei Haltern. Der Regen begleitete uns ausdauernd über die Autobahn bis Schwelm und auch noch bis zur Kaffeepause im Bergischen Land. Nach der Kaffeepause hatte sich das Wetter aufgeklärt, allerdings sprang das Moped von MM nicht mehr an. Nach Klärung der Möglichkeiten fuhr MM mit seinem Moped huckepack zurück um am nächsten Tag mit einer Ersatzmaschine nachzukommen.

Unsere Fahrt führte uns am ersten Tag weiter durch den Westerwald, am Mittelrhein und an der Nahe entlang zu unserer ersten Station zwischen Odenwald und Pfälzer Wald in Heßheim bei Frankenthal.

 

Der nächste Tag führte uns als Duo nach umleitungsbedingter Irrfahrt durch Ludwigshafen an den Neckar, durch den Odenwald und abschließend nach Worms. Am Abend fand auch MM mit seiner Ersatzmaschine wieder zu uns. Aber auch die Tour des folgenden Tages konnte größtenteils nur zu zweit genossen werden. Er führte MM und mich an die Grenzregionen des Saarlandes und Frankreichs sowie durch den Pfälzer Wald. Nach obligatorischer Pause am Johanniskreuz ging es über die Totenkopfstraße auf die Deutsche Weinstraße bis nach Deidersheim, wo nach erfolgreichem Zahnarztbesuch auch MS wieder zu uns stieß.

Am vierten Tag führte uns unsere Tour durch den Schwarzwald und über die Schwäbische Alb nach Kißlegg im Allgäu. Vier Nächte waren hier gebucht, so dass wir drei volle Tage zur Erkundung der kurvenreichen Umgebung hatten.

Mit einem Abstecher durch Österreich und dem aussichtsreichen Zwischenstopp in Sulzberg (Alpenblick) ging es weiter durch Deutschlands höchstgelegenen Gemeinde Balderschwang und über den neu ausgebauten Riedbergpass sowie den Oberjochpass. Als Tagesziel war der als Badesee bekannte Weißensee nahe Füssen auserkoren. Nach einer erfrischenden Badepause ging es quer durchs Allgäu zurück nach Kießlegg.

Die Touren der nächsten zwei Tage führten uns an den Bodensee und nochmals auf die Schäbische Alb. Nach einem Zwischenstopp am Überlinger See erreichten wir den "Aachtopf", Deutschlands wasserreichste Quelle, sowie Austrittsstelle von versickertem Donauwasser. Eine der  Donauversickerungsstellen kurz vor Tutlingen war unser nächstes Ziel. Anschließend folgten wir der jungen Donau durch das malerische "obere Donautal". Der nächste Tag stand überwiegend im Zeichen des Bodensees. In Friedrichshafen zeigte sich uns ein Zeppelin in voller Größe und ließ sich auch später, bei unserem Stopp in Lindau, öffter wieder blicken. Ein letzter Abstecher ins nahe Österreich bescherte uns vor allem hochprozentige Beiladung. Zum Ende der Tagestour fanden wir dann noch ein offenes Strandbad am Kißlegger Obersee.

Am achten Tag hieß es wieder packen und Quatierwechsel. In Richtung Nord-Nord-Ost fuhren wir über die Iller und hinter Donauwörth entlang der Donau zum Donaustausee Bertoldsheim. Nach kleiner Stärkung, u.a. mit geschnorrrten Äpfeln, durchfuhren wir das weit geschwungene Urdonautal und anschließend das Altmühltal bis Beilngries. Die Kaffeepause dort tat gut, so dass es dann, nach einem kurzen Stück am Main-Donau-Kanal entlang, mühelos über die kurvigen Höhen der Oberpfalz zu unserem nächsten Etappenziel in Sulzbach-Rosenberg ging. Dort trafen wir auf viele begeisterte Motorradfahrer, wozu natürlich auch der Wirt Christian gehörte. [Das Hotel*** Brauerei Sperber haben wir zum angenehmsten Hotel unserer Tour gekürt, darum nenne und verlinke ich es hier ausnahmsweise.]

 

Unser nächster Tag sollte motorradfrei sein. Über den Annaberg und an der Wallfahrtskirche am Frohnberg entlang, gelagten wir auf "Schusters Rappen" an die Vils, wo der dortige Biergarten extra für uns vorzeitig öffnete. Gut erholt setzten wir dann unser Wanderung mehr oder weniger entlang der Vils fort, bis wir Amberg erreichten.

Wieder per Moped tourten wir am nächsten Tag durch die Fränkische Schweiz. Anschließend, nachdem in Amberg eine Werkstatt zum kurzfristigen Reifenwechsel gefunden war, folgte noch eine kleine Runde durch die Oberpfalz.

Auf allgemeinen Wunsch stand eine Stadtbesichtigung in Nürnberg an. Sinnvoller Weise nicht in Mopedkluft, also erfolgte die An-/Abreise per DB.

Dann sollte es auch schon weiter zu unserem letzten Quatier gehen. Nachdem die neuen Reifen montiert waren und auch die moderne Technik des Ersatzmotorrad's sich und uns starten ließ, konnten wir uns auf den Weg machen. Dieser  führte uns jetzt bis kurz vor Kulmbach ausnahmsweise über die Autobahn. Von dort ging es wieder über kleine, steile und kurvige Straßen über Wartenfels (lecker Kuchen im Nobelrestaurant) weiter nach Thüringen. Dort entlang des Thüringer Schiefergebirges zum unteren Saalestausee Hohenwarte. Und dann weiter nach Norden, ging es an Weimar mit der Gedenkstätte Buchenwald  vorbei, dann über das Kyffhäuser"gebirge" bis nach Kelbra, wo uns das vorgebuchte Hotel - zu unserer Überraschung - als eine "servicefrei Zone" erwartete.

 

Die nächsten zwei Tage hatten wir uns für den Harz reserviert. So ging es dann  am 13. Tag unserer Tour in den westliche Teil des Harzes. Durch das südliche Harzvorland gelangten wir an Nordhausen vorbei nach Bad Sachsa. Von dort aus über Sankt Andreasberg und Claustal-Zellerfeld nach Hahnenklee um dort die in Deutschland einzigartige, nach norwegischem Muster erbaute, Stabkirche zu besichtigen. Weiter ging es durch das Okertal nach Torfhaus, wo man von dem Bikertreff aus einen Blick auf den höchsten Berg Norddeutschlands, den Brocken, werfen kann. Hinter Braunlage ging es über den thüringischen Teil des Harzes zurück nach Kelbra.

Am letzten Tag vor Ort wollten wir es noch etwas ruhiger angehen lassen.
Zu zweit fuhren MM und ich nochmals die 36 Doppelkurven des Kyffhäusergebirges hoch und auf der anderen Seite wieder runter nach Bad Frankenhausen. Zuerst besuchten wir den "schiefen Turm", der angeblich schiefer ist als der Gleichnamige aus Pisa. Anschließend fuhren wir zum sogenannten "Elefantenklo", dem Panorama-Museum mit Werner Tübkes  Monumentalgemälde "Frühbürgerliche Revulotion in Deutschland", dem Bauernkrieg. Ein Bild, 14 Meter hoch und 123 Meter im Umfang, mit 75 Szenen und über 3000 Figuren - einfach imposant! Hiernach versuchten wir uns noch einen Eindruck vom Umfeld der thüringischen Kleinstadt Artern zu machen, wo nach Meinung der Zeitschrift DIE ZEIT so wenig Regen fällt wie sonst nirgendwo in Deutschland. Zurück wieder übers Kyffhäusergebirge mit seinen schönen Kehren. Schade, dass gewaltige Denkmal haben wir uns nicht zusammen angesehen.

Nach 14 gemeinsamen Tagen traten wir die Heimreise an um so unsere Rundreise zu beschließen. Die grobe Fahrtrichtung war jetzt gen Westen.  Das erste Stück Autobahn führte uns bis etwa Leinefelde, wo der Fluß Leine entspringt. Von dort ging es weiter paralell der jungen Leine und später dann an der Werra entlang bis Hannoversch Münden. Dort, wo Werra und Fulda zur Weser werden, genossen wir kurz die malerische Altstadt. Weiter ging es entlang der Weser bis kurz vor Bad Karlshafen. Von hier über die Höhen des Weserberglandes bis zur Soester Börde. Ab Erwitte bevorzugten wir wieder die Autobahn bis kurz vor Ascheberg, wo wir uns von MM verabschiedeten. MS und ich fuhren noch gemeinsam bis Havixbeck.